Der Reibert - Das Handbuch für den deutschen Soldaten, Teil C, S. 36-44

Gewehr G36

ZDv 3/136 (geplant)


I. BEZEICHNUNG UND VERWENDUNGSZWECK

1. Das Gewehr G36, Kaliber 5.56 mm x 45 ist eine automatische Handwaffe mit Magazinzuführung für Einzelfeuer und kurze Feuerstöße. Die Waffe ist ein Gasdruckslader mit Drehverschluß und wiegt mit gefülltem Magazin (30 Patronen) etwas über 4 kg. Das Geschoß erreicht eine Anfangsgeschwindigkeit von ca. 920 m/s. Die Kampfentfernung beträgt bis 500 m.
2. Mit dem G36 können verschossen werden:
- Gefechtspatronen,
- Manöverpatronen unter Austausch des Mündungsfeuerdämpfers gegen das Manöverpatronengerät.

II. BAUGRUPPEN UND ZUBEHÖR

Baugruppen sind: Gehäuse mit Rohr und Anbauteilen, Verschluß, Griffstück, Bodenstück mit Schließfeder, Schulterstütze, Handschutz, Tragebügel mit Visiereinrichtung, Magazin, Tragereimen und als Sonderzubehör Zweibein. Die wichtigen Teile der Waffe, Rohr ausgenommen, bestehen aus schwartzen Kunststoff; Vorteile: Korrosionsbeständigkeit, geringes Gewicht, gute Handhabung bei sehr niedriger bzw. hoher Temperatur. Zum Zubehör gehören Reservemagazin, Magazintasche, Mündungskappe und Waffenreinigungsgerät für Kaliber 5.6 mm.

Beschreibung der Baugruppen
1. Das Gehäuse mit Rohr und Anbauteilen besteht aus Gehäuse, Magazinschacht, Magazinhalter, Gasantrieb, Mündungsfeuerdämpfer, Rohr, vollständig, mit Gasabnahme und Gewehrgranatführung mit Bajonetthalterung. Das Gehäuse ist der tragende Teil. Daran sind Griffstück, Schulterstütze, Handschutz, Tragebügel mit Visiereinrichtung und Magazinschacht befestigt. Vorn sind die Öffnungen für Rohr und Antriebstange, hinten wird es durch das Bodenstück abgeschlossen. Innen sind die Führungsbahnen für den Verschluß. Das Verriegelungsstück ist fest integriert. Oben ist der Tragebügel auf zwei Schwalbenschwanzführungen aufgeschoben und gefestigt. Unten nimmt der Magazinschacht, in verbindung mit dem Magazinhalter, das Magazin auf. Rechts liegt die Hülsenauswurföffnung, dahinter der Hülsenabweiser, zugleich Halterung für die abgeklappte Schulterstütze. Die Schulterstützenaufnahme als Scharnier ist ganz hinten. Links hinten befindet sich die Öse zum einhängen des Tragereimens. Der Gasantrieb gibt mit dem in die Gasabnahme eingesetzten Gaskolben und der Antriebstange dem Verschluß den Impuls zum Rücklauf.Der Auf die Rohrmündung aufgeschraubte Mündungsfeuerdämpfer unterdrückt das Mündungsfeuer und schützt die Rohrmündung von Beschadigung. Im vorn ins Gehäuse eingesetzten und mit einer Rohrmutter verschraubten Rohr, wird dir Patrone gezündet und dem Geschoß bewegung, Richtung und Drall gegeben. Das Rohrinnere hat einen gezogenen Teil mit sechs von links nach rechts verlaufenden Zügen und einen glatten Teil, das Patronenlager.

2. Der Verschluß besteht aus dem
- Verschlußträger, vollsständig, der Spannhebel, Gabel, Verschlußkopf und Schlagbolzen aufnimmt;
- Schlagbolzen und
- Verschlußkopf, vollständig, mit Auszieher und Ausstoßer.
Der beidseitig schwenkbare Spannhebel kehrt nach dem Schwenken wieder selbständig in die Ausgangsstellung zurück, wenn er nicht durch einen kurzen Druck nach innen in Querstellung fixiert wird. Der Verschluß wird über Führungsnuten im Gehäuse geführt, schiebt die Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager, verriegelt beim Schuß im Verriegelungsstück und dichtet so in Verbindung mit der Patronenhülse das Patronenlager nach hinten ab. Er zündet die Patrone, entriegelt das Rohr nach dem Schuß, zieht und wirft die Hülse aus und spannt den Hahn.

3. Das mit dem Gehäuse verbundene Griffstück enthält die Abzugseinrichtung sowie die Sicherung. Die Sicherung hält das in das Griffstück eingesetzte Abzugsgehäuse fest. Der beidseitig bedienbare Sicherungshebel ist wahlweise einstellbar auf "S" = Sicher (weiß), "E" = Einzelfeuer (rot) und "F" = Feuerstoß (rot).

4. Das Bodenstück nimmt den Puffer, der nach dem Schuß den Rücklauf des Verschlusses bremst, und die Schließfeder, vollständig, auf.

5. Die Schulterstütze ermöglicht die Handhabung der Waffe, ihr Einziehen in die Schulter und das Befestigen des Tragereimens. Sie ist nach rechts an das Gehäuse anklappbar.

6. Der Handschutz umschließt das Rohr und den Gasantrieb rundum und schützt vor Verbrennungen. Das Zweibein kann in seine Aufnahme eingesetzt und mit dem Ösenbolzen befestigt werden, der auch zur Befestigung der Tragereimens dient.

7. Der Tragebügel mit Visiereinrichtung nimmt Reflexvisier und Zielfernrohr auf. Das aufgeschobene Reflexvisier dient als Schnellvisier auf Entfernungen bis 200 m. In seiner Optik (Vergrößerung 1-fach) ist ein roter Lichtpunkt sichtbar, der die Lichtzufuhr durch das Tageslicht erhält, bei schwachem Licht durch die eingebaute Beleuchtung. Ist diese durch Drehen des Schalters eingeschaltet, kann die Leuchtkraft des Lichtpunktes für 30 s durch Drücken des Schalters verstärkt werden.
Das Strichbild des im Tragebügel integrierten Zielfernrohrs (Vergrößerung 3-fach) enthält:
- Visiermarken von 200 bis 800 m in 200-m-Schritten,
- Vorhaltemarken für seitliche Bewegungen (Entfernung 200 m, Geschwindigkeit 15 km/h),
- Markierungen zum Schätzen der Zielentfernung von 200 bis 800 m (Mannhöhe 1,75 m).

8. Das Magazin nimmt 30 Patronen auf und besteht aus Magazingehäuse, Zubringer, Magazinfeder und Magazinboden. Das durchsichtige Magazingehäuse läßt die Anzahl der Patronen im Magazin erkennen.

9. Der Tragereimen wird mit dem vorderen Karabinerhaken in den Ösenbolzen am Handschutz eingehängt, mit dem hinteren beim Anbringen des Tragereimens an der Waffenseite
- links in die Öse am Gehäuse,
- rechts in eine Bohrung an der Schulterstütze.
Hinten kann man bei ausgeklappter Schulterstütze auch deren Öse nutzen.
Zum Tragen der Waffe vor dem Körper läßt sich die Kupplung des in der Länge verstellbaren Gurts lösen.

10. Das Anklappbare Zweibein dient zur Vorderunterstützung der Waffe.


III. BEDIENUNG

1. Grundsätze siehe "Umgang mit Handwaffen".

2. Trageweise siehe "Umgang mit Handwaffen".
Die verschiedenen zusätzlichen Tragemöglichkeiten, die der spezielle Tragereimen der Waffe zuläßt, werden hier nicht behandelt.

3. Zerlegen und Zusammensetzen
Zerlegen
- Ausführung:

  • Waffe sichern, Magazin entnehmen, Spannhebel zurückziehen, Fangstollen nach oben drücken (Verschluß in hinterer Stellung gehalten) und prüfen, ob Patronenlager frei ist.
  • Spannhebel etwas zurückziehen und Verschluß nach vorn gleiten lassen, Gewehr entsichern und Abzug betätigen, sichern.
  • Tragereimen aushaken und abnehmen.
  • Beide Haltebolzen am Griffstück nach links drücken, herausziehen und in Bohrungen an der Schulterstütze stecken.
  • Griffstück nach unten abnehmen.
  • Schulterstütze anklappen.
  • Bodenstück mit Schließfeder nach unten drücken (Lagerzapfen rastet aus Bohrungen am Gehäuse aus), nach hinten herausziehen.
  • Verschluß am Spannhebel nach hinten drücken und entnehmen.
  • Schulterstütze ausklappen.
  • Magazinhalter drücken, Magazinschacht nach unten schwenken unt abnehmen.
  • Zweibein ggf. abbauen.
  • Haltebolzen am Handschutz nach links drücken, herausziehen und in Bohrung an der Schulterstütze stecken.
  • Handschutz nach vorn abziehen.
  • Antriebsstange gegen Federdruck bis zum Anschlag nach hinten ziehen, zur seite schwenken und nach vorn abnehmen.
  • Gaskolben nach hinten aus Gasabnahme herausziehen.

  • Zusammenbauen sinngemäß in umgekehrter Reihenfolge. Dabei beachten:
  • Einbaulage der Antriebsstange.
  • Beim Einhaken des Tragereimens Kupplung vorn.
  • Funktionsprüfung der Waffe nach dem Zusammensetzen - Ausführung:

  • Mehrfach spannen und entspannen in den Stellungen "E" und "F".
  • Abzug darf sich in Stellung "S" nicht zurückziehen lassen.
  • Verschluß muß vollständig verriegeln, d.h. beim Entspannen ganz in vorderste Stellung gleiten (Blick in Auswurföffnung).
  • Mündungsfeuerdämpfer muß festsitzen und das Magazin sicher einrasten.
  • Nach der Prüfung Waffe entspannen und sichern!
  • Nur zur Hauptreinigung:
    Zerlegen des Verschlusses
    - Ausführung:

  • Sicherungsbolzen nach links herausdrücken, Schlagbolzen nach hinten entnehmen.
  • Versclußkopf nach vorn ziehen, bis Steuerbolzen waagerecht steht, Steuerbolzen nach links herausnehmen.
  • Verschlußkopf nach vorn entnehmen.
  • Zusammensetzen des Verschlusses - Ausführung:

  • Verschlußkopf mit Auszieher nach rechts in Verschlußträger einführen.
  • Steuerbolzen mit Flächen parallell zur Schußrichtung einstecken.
  • Sicherungsbolzen mit O-Ring von links so in Verschlußträger eindrücken, daß er bündig abschließt.
  • 4. Ladetätigkeiten und Schußabgabe

  • Vor jedem Schießen Funktion prüfen (wie nach dem Zusammensetzen).
  • Mit sauberem Docht Rohr entölen.

    Teilladen - Ausführung:

  • Das Gewehr ist gesichert, Verschluß in vorderster Stellung.
  • Gewehr mit der rechten Hand am Griffstück halten.
  • Ausgestreckten Zeigefinger entlang Abzugbügel legen.
  • Schulterstütze gegen rechte Körperseite stützen, Mündung muß nach links oben zeigen.
  • Gefülltes Magazinin der Magazinschacht schieben und hörbar einrasten lassen. Nicht auf den Magazinboden nachschlagen.
  • Gewehr ist teilgeladen und gesichert, d.h. Magazin eingeführt, schnelle Feuerbereitschaft gewährleistet und größtmögliche Sicherheit gegeben, weil der Verschluß in vorderster Stellung und noch keine Patrone im Patronenlager ist.

    Fertigladen erfolgt auf dem Gefechtsfeld auf Befehl und je nach Lage vom Schützen selbständig, bei Ziel- und Schießübungen auf das Kommando "Feuer" oder "Schuß". - Ausführung:

  • Gesichertes Gewehr wie beim Teilladen halten.
  • Spannhebel seitlich ausschwenken, Verschluß vollständig zurückziehen und vorschnellen lassen.
  • Schließhilfe, wenn der Verschluß beim loslassen des Spannhebels nicht verriegelt:

  • Spannhebel (links oder rechts) ausschwenken und nach innen drücken, bis er einrastet.
  • Ausgeschwenkten Spannhebel nach vorn drücken, bis Verschluß in vorderster Stellung ist (verriegelt).
  • Spannhebel nach außen ziehen und in Ausgangsstellung zurückschwenken lassen: Nie mit ausgeschwenktem Spannhebel schießen!
  • Gewehr ist fertiggeladen und gesichert, d.h. eine Patrone im Patronenlager, Verschluß gespannt in vorderster Stellung.

    Laden hinter einer hohen Deckung oder Deckung im Kampfstand

  • Gewehr am Handschutz erfassen, mit der Schulterstütze auf den Boden aufsetzen, Mündung zeigt nach oben.
  • Laden bei Gewehrauflage

  • Gewehr bleibt beim Laden mit dem Handschutz aufgelegt, Mündung zeigt schräg nach oben in Ziel- oder Feindrichtung. Soldat bleibt in Deckung.

    Schußabgabe

  • Gewehr in Schußrichtung bringen, mit Daumen der Schießhand entsichern, Feuerart einstellen.
  • Abzug mit Zeigefinger zurückziehen.
  • Entladen - Ausführung:

  • Gewehr wie beim Laden erfassen und halten.
  • Magazin umfassen, mit Daumen Magazinhalter nach vorn drücken, Magazin herausziehen und wegstecken.
  • Spannhebel zurückziehen, mit anderer Hand Auswurföffnung und Magazinschacht abdecken und Patrone auffangen.
  • Prüfen, ob Patronenlager frei ist.
  • Spannhebel loslassen und Verschluß vorschnellen lassen.
  • Gewehr entsichern, Abzug zurückziehen und wieder sichern; ein Magazin kann eingeführt werden
  • Gewehr ist entladen, entspannt und gesichert.

    5. Beseitigung von Störungen ist meist schnell möglich: Sichern, einmal durchladen, entsichern und weiterschiessen! Ansonsten Fehlerquelle beseitigen.

    
    
    IV. ÜBUNGSGERÄT

    Manöverpatronengerät
  • Darf nur zum Schießen mit Manöverpatronen mitgeführt werden.

  • Zum Schießen mit Manöverpatronen
  • Gewehr entladen und auf Sicherheit überprüfen,
  • Rohr mit sauberem Docht entölen,
  • Mündungsfeuerdämpfer abschrauben und Manöverpatronengerät bis zum Anschlag aufschrauben.
  • Mit dem Schraubenschlitz läßt sich der Düsenbolzen drehen und der Gasdurchlaß regulieren. Schraubenschlitz zur Schußrichtung quer = höchster, längs = geringster Gasdruck im Rohr. Einstellung ist optimal, wenn Verchluß in hinterste Stellung gleitet und Treibladungshülse ohne Störungen ausgeworfen wird. Vor jedem Verstellen des Düsenbolzens ist das Gewehr zu entladen.

    
    

    
    
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